Audemars Piguet: Die Symbiose von Tradition und Innovation in Vollendung
Ein feiner Tanz zwischen Erbe und Zukunft – wie ein Uhrmacher mit 150 Jahren Geschichte das Luxuszeitmesser-Handwerk neu definiert.
In einer Welt, in der viele Luxusmarken Glaubenssätze über Tradition und Innovation als gegensätzliche Poles verstehen und verwaltet sehen, leuchtet ein Name als Ausnahmeerscheinung hervor: Audemars Piguet. Unter der Führung von Ilaria Resta, CEO des traditionsreichen Familienunternehmens, wird klar, dass das vermeintliche Spannungsfeld zwischen Erbe und Fortschritt nicht existiert – vielmehr sind es zwei Seiten derselben, zeitlosen Sehnsucht nach Exzellenz, die über Jahrzehnte ihre Kraft entfaltet. Begleiten Sie uns auf einer Reise hinter die Kulissen einer der wenigen verbliebenen unabhängigen Schweizer Uhrenmanufakturen, wo meisterhafte Handwerkskunst und mutige Innovation eine unvergleichliche Allianz eingehen.
Zwischen Tradition und Avantgarde: Kein Konflikt, sondern Kontinuität
Ilaria Resta formuliert es eindrücklich im Interview bei The Luxury Society Podcast: „Die Frage, wie man Erbe und Innovation ins Gleichgewicht bringt, ist der falsche Rahmen. Denn beides entspringt demselben Antrieb, Entscheidungen zu treffen, die nicht in Quartalen, sondern über Dekaden wirken.“ Diese Philosophie prägt ihren Führungsstil während des 150-jährigen Jubiläums von Audemars Piguet – einem Meilenstein, der weder Rückschau noch Stillstand bedeutet, sondern ein mutiges Voranschreiten in neue Dimensionen.
Die neue Ära der Uhrmacherkunst: The Arc in Le Brassus
Ein sichtbares Symbol dieser Denkweise ist die kürzlich eröffnete Produktionsstätte The Arc im malerischen Vallée de Joux – weit mehr als ein moderner Fertigungsstandort. Hier verschmelzen funktionale Präzision und schöpferischer Geist in einem architektonischen Meisterwerk, das Raum für Kreativität, Kollaboration und verfeinerte Handwerkskunst bietet.
„Wir haben nicht einfach Kapazitäten erweitert, sondern einen Ort geschaffen, an dem exzellente Fertigung und kreative Inspiration zusammenfinden“, erläutert Resta. Die Neugestaltung der Produktionsabläufe und der Arbeitsumgebung beflügelt eine neue Form der Manufakturvision – eine Symbiose aus Innovation und gelebtem Erbe.
The recently launched AP House in Manchester, in partnership with Watches of Switzerland Group
Credit: Audemars Piguet
Jenseits des Verkaufs: Die AP House Philosophie
Während Fertigung im Herzen der Marke steht, vollzieht Audemars Piguet einen ebenso bedeutsamen Wandel im Kontakt zur Kundenwelt. Anstelle rein transaktionaler Verkaufsflächen setzen die sogenannten AP Houses auf eine intime, wohnliche Atmosphäre – seit der Eröffnung des ersten Hauses in Mailand 2017 ein Konzept, das sich heute in über 20 internationalen Städten etabliert hat.
Diese Anlaufstellen verstehen sich als soziale Bühnen, auf denen tiefe Beziehungen gepflegt werden – Orte des Austauschs, der Inspiration und des Vertrauens. Ein Abweichen von traditionellen Verkaufszielen ist erwünscht, um der eigentlichen Wertschöpfung gerecht zu werden: dem echten Verstehen und nachhaltigem Beziehungsaufbau.
Dominic Weir, Strategy Director bei DLG, bringt das in Worte:
„Luxus-Flaggschiffe müssen heute mehr sein als Verkaufsstellen: Sie sind Intelligenzplattformen, auf denen Kunden mehr geben als nur ihren Kauf – sie offenbaren ihre Bedürfnisse und Wünsche. Diese Erkenntnisse sind der wahre Schatz.“
Die Luxuswelt von Heute: Beobachten statt Befragen
Man könnte vermuten, dass eine Führungskraft wie Ilaria Resta mit ihrem Hintergrund in globalen Firmen wie Procter & Gamble auf rigorose Kundenzahlen setzt – doch weit gefehlt. Für sie ist es wesentlich, die Wünsche und Motive der Uhrenträger nicht durch aufwendige Umfragen zu ergründen, sondern durch genaue Beobachtung und Teilhabe am Leben der Kunden.
Audemars Piguet segmentiert seine anspruchsvolle Kundschaft nicht nach Alter, Geschlecht oder Klasse, sondern nach tiefgreifenden Beweggründen: Warum wird eine Uhr getragen? Welche Geschichten und Emotionen verbinden sich mit ihr? Diese feingliedrige Differenzierung offenbart sich nicht nur in der breiten Auswahl, sondern auch in maßgeschneiderten Kundenreisen – ob für den Vorstandstermin oder das zwanglose Weekend, bei dem das Zeitmesserensemble variiert.
Die besondere Bindung zur Herkunft der Marke erzeugt eine junge, neugierige Kundschaft, die aktiv in den Prozess der Uhrmacherei eingebunden werden möchte. „Wir öffnen die Vorhänge zur Entstehung unserer Zeitmesser mehr denn je, das stärkt die Beziehung auf eine ganz andere Weise,“ so Resta.
Blickfang und Ikone: Verteidigerinnen und Meister ihres Fachs
Im Kontext einer zunehmend diversifizierten Kundschaft spielen auch die Markenbotschafterinnen eine tragende Rolle. Seit Jahrzehnten ist Serena Williams ein leuchtendes Beispiel für diese Philosophie: weit über den Platz hinaus begleitet Audemars Piguet ihre beeindruckende Lebensreise – von der Titanin des Tennissports zur vielgestaltigen Unternehmerin und Mutter.

Serena Williams, a longtime Audemars Piguet ambassador
Credit: Audemars Piguet
Neu hinzugekommen ist Aryna Sabalenka, die aktuell Nr. 1 der Weltrangliste, die für ihre Persönlichkeit, ihren Ehrgeiz und ihren unaufhaltsamen Weg geschätzt wird. Für Resta ist diese Menschlichkeit, diese Geschichte hinter dem Erfolg, gewichtiger als sportliche Erfolge allein.
Innovation als Zukunftsmotor: Mit Technik und Materialien voran
Trotz eines rückläufigen Marktes bleibt Audemars Piguet unerschütterlich in seinem Innovationsdrang. Während die gesamte Schweizer Uhrenindustrie im Jahr 2024 leichte Absatzrückgänge verzeichnet, investiert das Unternehmen weiterhin in neue Komplikationen, Kaliber und Werkstoffe. So steht etwa der Royal Oak Extra-Thin Selfwinding Flying Tourbillon Chronograph RD#5 als faszinierende Hommage zum 150-jährigen Jubiläum – eine Symbiose aus zeitloser Eleganz und technischer Revolution.

The all-new Royal Oak Extra-Thin Selfwinding Flying Tourbillon Chronograph RD#5, released to commemorate the brand’s milestone 150th anniversary
Credit: Audemars Piguet
Ein besonderer Coup war die Übernahme von Inhotec, einem Spezialisten für hochpräzise Uhrenteile. Doch anders als bei einer typischen Fusion bleibt die Unabhängigkeit des Unternehmens erhalten – bewusst, um gemeinsam mit Inhotec und weiteren Partnern den Qualitätsstandard der gesamten Branche emporzuheben.
Die Zukunft des Luxus: Eine Einladung zum Verweilen
Wie nie zuvor verstehen Luxusmarken die Bedeutung der Kundenbeziehung als kollektiven, kontinuierlichen Prozess. Ilaria Resta schließt mit einer inspirierenden Perspektive: „Der Wunsch, mechanische Kunstwerke zu sammeln, ist ungebrochen stark. Jetzt ist die Zeit, nicht innezuhalten, sondern mit Stolz und Leidenschaft weiterzumachen.“
Mit dieser Philosophie wird Audemars Piguet nicht nur zu einem Leuchtturm des Luxusuhrenbaus, sondern auch zu einem Botschafter einer neuen Form von Luxusgesellschaft – die ihre Wurzeln liebt und mutig zugleich in die Zukunft schreitet.
Mehr erfahren:
Das vollständige Gespräch mit Ilaria Resta gibt es auf The Luxury Society Podcast. Dort vertiefen Experten die Strategien unabhängiger Luxusuhrenmanufakturen oder erkunden, wie Innovationen den Markt auch in herausfordernden Zeiten prägen.
Exklusive Einblicke, feinste Handwerkskunst und ein Streben nach zeitlosem Wert – Audemars Piguet setzt Maßstäbe, die weit über die tickende Faszination einer Uhr hinausgehen.